Überblick Tag des offenen Denkmals
Denkmaltag am 14.09.2025
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2025 jährt sich das Europäische Denkmalschutzjahr zum 50. Mal. Es markierte einen Wendepunkt im Umgang mit dem baulichen Erbe: die Erhaltung von Bau- und Bodendenkmalen, Altstadtkernen, historischen Ortschaften und Ensembles galt und gilt seither als Kulturaufgabe von hohem Rang. Es war ein Durchbruch für die Denkmalpflege und das einhergehende zivilgesellschaftliche und staatliche Engagement. Das baukulturelle Erbe vor Abriss und Ausverkauf zu retten, es nicht mehr zu zerstören, sondern zu erhalten: das hat das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 entscheidend angestoßen.
Mit der Kampagne „Denkmalpflege. MehrWert als du denkst.“ erinnert die Vereinigung der Denkmalfachämter der Länder (VDL) an die Bedeutung der Denkmalpflege für die Menschen und für unsere Gesellschaft. Sie erinnert an das, wofür die Öffentlichkeit 1975 mit Leidenschaft gekämpft hat – und das war damals schon mehr, als die Bewahrung des „Alten“. Denkmalpflege bedeutet Förderung einer nachhaltigen Stadtentwicklung, Schutz von Ressourcen, Klimaschutz. Denkmalpflege spiegelt unsere Gesellschaft.
Oft reduziert man sie auf Bürokratie und vermeintliche Hindernisse. Die Kampagne MehrWert der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL) räumt mit diesen Vorurteilen auf und zeigt den gesellschaftlichen Mehrwert der Denkmalpflege.
»Deutschland hat über 600.000 Baudenkmale. Sie speichern Geschichte und die Gestaltungskraft von Generationen. Denkmale sind verdichtetes Leben, das Ergebnis menschlicher Neugier und gewachsenen Wissens. Ein unermesslicher Wissensschatz, der sich über Jahrhunderte aufgebaut hat.«
An diese Kampagne knüpft auch das Motto für den Tag des offenen Denkmals® 2025 an:
Motto 2025: „Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich“
In Ihren Erläuterungen zur Wahl dieses Mottos führt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz folgendes aus:
„Denkt man an ein Erbe, hat man oft Grundstücke, Geld und Gegenstände vor Augen. Kurz: finanzielle Werte. Doch es gibt ein Erbe, das nachhaltiger ist, das allen gehört, nicht nur wenigen: unser Kulturerbe. Sein Wert wird nicht von Rating-Agenturen festgestellt, sondern von der Gesellschaft selbst. Er steigt, wenn Menschen sich mit ihrer Geschichte, ihren Kulturgütern verbunden fühlen. Die Denkmalpflege zahlt darauf ein. Hinter jedem Denkmal stehen Köpfe, die es erdacht und errichtet haben. Die es pflegen und sanieren, umbauen und neu nutzen. Immer mit dem Wissen, dass schützenswerte Bauwerke im Sinne des kulturellen Kapitals bedeutsame Aufgaben erfüllen. Sie zeigen, worauf unser kultureller Reichtum gebaut ist. Das Kulturerbe ist dabei nicht mit einer Leitkultur zu verwechseln. Es engt nicht ein, es lädt ein. Jede und jeder kann davon profitieren. Das Kulturerbe setzt keine Leitplanken, sondern regt zu Debatten an. Darüber, wie aus der Energiequelle der Vielfalt heraus Zusammenhalt entsteht. Eine gemeinsame Kultur. Als ein Ort der Begegnung ist jedes Denkmal nicht zuletzt ein Gegenpol zu einer Gesellschaft, die sich individualisiert. Die sich zu spalten und in virtuellen Welten zu verlieren droht. Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir brauchen öffentliche Räume, wo wir aufeinandertreffen können, egal ob jemand neu ist oder schon seit Ewigkeiten hier lebt. Orte, an denen wir uns gemeinsam engagieren können – für das Viertel, die Stadt, das Dorf. Denkmäler gehören dazu. Die mutig umgenutzte Kirche. Die sanierte Bibliothek. Der historische Gemeindesaal. Ihr MehrWert, den wir hinterlassen? Unschätzbar.“
Jena hat über 300 Kulturdenkmale, darunter größere Sachgesamtheiten wie das Alte Gut Zwätzen, Kirche und Pfarrhaus Kunitz oder die Handwerkerhäuser in der Carl-Zeiß-Straße. Hinzu kommen 20 Denkmalensembles und Historische Park- und Gartenanlagen wie der Volkspark Oberaue, der Drackendorfer Park oder der Botanische Garten. Sie alle erzählen Geschichte und Geschichten - über sich und über die, die sie geschaffen, gepflegt, verändert und geschützt haben, aber auch über die, die diese Kulturgüter erhalten, umnutzen und mit ihren Werten fortführen.
Anliegen des Denkmalschutzes ist es, die Kulturdenkmale mit diesen ihnen innewohnenden historischen und auch jüngeren Informationen zu bewahren. Damit bewahren wir auch Informationen über die jeweils entstehungszeitlichen Absichten, die sozialen, politischen, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die der jeweiligen Erinnerungsgemeinschaft immanenten Werte - für eigene Reflexionen und Diskussionen und für die Entwicklung eigener Wertesysteme.
Unser kulturelles Erbes hat viel mehr Wert als die reine Bausubstanz. Es schafft im besten Fall Begegnungsräume, Zugehörigkeit und Teilhabe für alle. Unsere Kulturdenkmale machen architektonische, künstlerische, gedankliche Vielfalt sichtbar. Und sie bewahren handwerkliches Können.
Rund 30 Kulturdenkmale - über das gesamte Stadtgebiet Jenas und den ganzen Tag verteilt - laden am Sonntag, den 14.09., wieder interessierte Besucher*innen ein. Dafür gebührt den Denkmaleigentümer*innen und vielen Ehrenamtlichen ein riesengroßer Dank.
Die gedruckten Programme werden ab Ende August in der Tourist-Information und im Stadtmuseum ausliegen.
Natürlich kann es trotz allem noch zu kurzfristigen Änderungen und Absagen kommen. Darüber wird entsprechend in Presse und auf der Webseite informiert.
Programm in Jena: bekannte und gern übersehene Schätze, herausgeputzte und lang verborgene Erbstücke, neu entdeckte und lang vergessene Werte
Innenstadt
Es gibt Denkmale, deren Öffnung gehört einfach zu jedem Denkmaltag dazu. Hierzu zählt das verbliebene Stadtmauerensemble vom Pulverturm zum Johannistor. Dankenswerterweise ermöglicht JenaKultur deren Besuch auch 2025. Der Bestand weist auch viele Spuren auf, die erst auf den zweiten Blick erkennbar sind. Mit dem Jenaer Stadtarchäologen Dr. Rupp kann man sich auf eine solche Spurensuche am Johannistor begeben.
Viel zu erzählen hat auch der Historische Johannisfriedhof, auf dem am Sonntag Mitglieder des Fördervereins wieder ihren beliebten Johannismarkt veranstalten. Hier finden sich viele Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten und künstlerisch herausragende Grabmale. Der Johannisfriedhof zählt zu den durch die Bundesregierung anerkannten 30 historisch bedeutsamen Friedhöfen. Auch die beiden zum Johannisfriedhof gehörenden Kirchen St. Johannis Baptist und die Garnison-/Friedenskirche laden Interessierte herzlich ein.
Ein ganz besonderer Ort in Jena ist Schillers Garten mit dem Gartenhaus im Schillergäßchen. In diesem Jahr haben die Mitarbeiter der Universität ein extra buntes Programm für Alt & Jung, für Zuhörende & Entdecker auf die Beine gestellt. Entdeckt werden will auch der Historische Karzer, der versteckt im alten Collegium Jenense liegt. 2022 wurde er aufwendig restauriert. Er ist nur während Führungen zugänglich. Am Denkmaltag ermöglichen dies Studentinnen der Kunstgeschichte. Raumgröße und klimatische Anforderungen erfordern eine Begrenzung auf je 10 Personen.
Die Städtischen Museen Jena sind größtenteils in Kulturdenkmalen untergebracht. So ist es fast erfreulicher Usus, dass sie am Denkmaltag mitmachen. Beteiligt sind dieses Jahr das so genannte Romantikerhaus und die Alte & Neue Göhre sowie das Karmelitenkloster. JenaKulturöffnet auch die Villa Rosenthal mit dem wunderbaren Garten. Am Nachmittag kann man hier dem musikalischen Vortrag des Trios Theml, Assing & Böhmer über Fanny Mendelssohn-Hensel lauschen. Musikalische Unterhaltung gibt es ab Mittag auch am Glashaus im Paradies. Der Verein lädt zu einer kleinen Feier anlässlich 20 Jahren Denkmalstatus des Glaspavillons ein.
Am Denkmaltag laden ab und an auch private Eigentümer in ihre als Kulturdenkmal geschützten Wohnorte ein. Dafür sind wir sehr dankbar. 2025 ist mit der Villa „Bürger“ ein wahres Schatzkästchen dabei. Der Bauherr – Tischlermeister Karl Bürger – schuf hier unsagbar schöne Holzkunstwerke. Das Holz selbst wurde mit eigenen Sprüchen gewürdigt. Die Teilnehmerzahl ist für die beiden angebotenen Hausführungen auf jeweils 12 Personen begrenzt.
Ganz viel Platz gibt es hingegen im ehemaligen Umspannwerk, der “Imaginata“. Die beiden Hallen von 1926 und 1942 waren schon Gegenstand des Schulprojektes „denkmal aktiv“ der Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Am Denkmaltag führen Vereinsmitglieder durch die Anlagen.
Der Carl-Zeiß-Platz war städtebaulich betrachtet einmal ein Highlight Jenas und ist bis heute ein Kumulationspunkt des Zeiss-Abbe-Vermächtnisses. Im Zentrum steht der monumentale Gedenkpavillon für Ernst Abbe und öffnet seine Bronze- und Glastüren. Das auf Abbes Initiative errichtete Volkshaus wird ebenso zu „...einem für alle offenen Haus“. Die Jenaer Philharmonie feiert zudem im Volkshaus am Tag des offenen Denkmals® ihre Saisoneröffnung unter Leitung von Generalmusikdirektor Simon Gaudenz. Die Gebäude in der angrenzenden Carl-Zeiß-Str. 6 - 10 sollten schon mehrfach abgebrochen werden. Unter Verweis auf ihren städtebaulichen, kultur- und stadtgeschichtlichen Wert wurde dieser Idee stets widersprochen. Zum Denkmaltag öffnet die Ernst-Abbe-Stiftung die Nr. 10, erläutert ihre Sanierungspläne und sorgt sicher für Überraschung. Westlich der Handwerkerhäuser erstreckt sich das so genannte Bachstraßen-Areal. Die ehemalige Landesheilanstalten bilden ein über 200 Jahre gewachsenes Ensemble. Am Denkmaltag widmet sich eine gemeinsame Führung von Landesdenkmalamt, Unterer Denkmalschutzbehörde und Stadtplanung der Entwicklung des Areals, den denkmalwertprägenden Strukturen und Baugeschichten.
Wertvolle Denkmallandschaft in Jenas Umgebung, den ländlichen Ortsteilen und historischen Ortskernen
Oben Auf dem Forst können gleich drei Denkmale besucht werden: Die Berggesellschaft Forsthaus öffnet Bismarckturm und Forstturm. In die kleine Forststernwarte unweit des Forstturmes laden die Mitglieder des Volkssternwarte Urania Jena e.V., die das Technische Denkmal ehrenamtlich betreuen, zu Kuppelführungen ein.
Die Kirchen in den ehemaligen Dörfern und den historischen Ortskernen gehören zu den besonderen Schätzen der Kulturlandschaft. Im 15. Jahrhundert hinterließ ein bedeutender Steinmetz in Jena und Umgebung besonders viele Spuren: Peter Heierliß (Harlaß). Neben der Doppeltstationstafel auf dem Johannisfriedhof und der Stadtkirche St. Michael ist auch an der Kirche "Unserer Lieben Frau" in Wenigenjena (Schillerkirche) und der Kirche St. Marien in Ziegenhain sein Steinmetzzeichen zu finden. Beide Kirchen sind geöffnet. Über den Tag hinweg bieten in Ziegenhain zudem verschiedene Gemeindemitglieder Führungen und Vorträge zu Geschichte, Bau und Ausstattung an. Ein Orgelkonzert lässt den Tag ausklingen.
Der heute die Silhouette Lobedas prägende gotische Chor der Kirche St. Peter wurde 1477 - 1483 im Zuge des Wiederaufbaus errichtet. Im Innenraum finden sich wertvolle großflächige spätgotische Wand- und Deckenmalereien. Neben der Kirche kann auch der Hof des in der Ernst-Thälmann-Straße befindlichen Pfarrhauses – ebenfalls Kulturdenkmal – besucht werden. Das nur wenige Meter entfernte Gasthaus „Zum Bären“ an der Marktstraße in Altlobeda lädte ebenso herzlich ein.
Von Lobeda ist es nur ein Katzensprung nach Drackendorf. Auch die hiesige Kirche „Auferstehung Christi“ bittet den Tag über in ihre kühlen Mauern. Die Kirche liegt am Rande des Drackendorfer Parks. Bis 2021 wurde in Abstimmung mit Naturschutzbelangen die ursprüngliche Gestaltungsidee des Landschaftsparks in großen Teilen wieder erlebbar gemacht. Der Heimatverein Drackendorf lädt am Sonntag zur Kirmes am Teehaus ein.
Am gegenüberliegenden Saaleufer in Burgau ragt weithin sichtbar auf dem Fels die sogenannte Binderburg - eine Villa in neo-romanischem Burgenstil. Seit 2003 widmen sich die Eigentümer mit viel Liebe und großem Engagement der aufwendigen Sanierung von Villa und Burganlage. Stadt und Land unterstützten und unterstützen dabei so gut es geht mit Fördermitteln der Denkmalpflege. Inzwischen hat sich die „Binderburg“ zu einem überregional bekannten Treffpunkt von Handwerkerinnen, Künstlern und Kulturschaffenden entwickelt. Am Denkmaltag sind die Freianlagen zugänglich. Die Eigentümer laden hier zu einem kleinen Mittelalterfest mit Live Herstellung von Hanf-Lehm und -Kalk und einer Holzbau-Mitmachaktion für Kinder, zu Bogenschießen mit Kostümen und allerlei Essen und Trinken ein. Höhlenführungen gibt es auch.
Ganz im Süden von Jena liegt das malerische Leutra. Ein Spaziergang hierin lohnt immer. Am Sonntag kann man zudem die im 12. Jh. errichtete Wehrkirche St. Nikolaus besuchen und den kundigen Ausführungen von Frau Junghans von der Kirchgemeinde folgen. Die Obermühle Leutra am Ortsrand wurde wohl Mitte des 18. Jh. errichtet. 1960 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Leerstand und unterlassener Unterhaltungsmaßnahmen führten zu massiven Substanzverlusten. Mehrfach wurde die Aufhebung des Denkmalstatus diskutiert. Ab 2019 erfolgten Umbau- und Sanierungsmaßnahmen, um die Anlage der Wohnnutzung zuzuführen. Herausforderungen und Lösungen hierbei erläutert Herr Spehr bei einer Führung. Da die Anlage bewohnt ist, muss die Teilnehmerzahl auf 30 begrenzt werden.